Samstag, 20. November 2010

Ein perfekter Kreis - 2. Kapitel: Ein perfekter Kreis?


"Mr. Optimist sitzt neben mir. Er hat seinen Schutzhelm abgenommen. Lächelt mich an. „Na? Alles klar?“ Eine kluge Frage. Meine Antwort: „Na ja. Die Welt geht unter, sie tragen einen lächerlichen Helm, der mich zum Schmunzeln bringt… ja, doch. Alles klar. Dieser ‚perfekte Kreis‘… von wem stammt der?“ Natürliches Misstrauen bringt einen manchmal richtig weit.

„Du traust dem nicht, habe ich recht? Habe ich auch nicht. Doch seitdem ich im „perfekten Kreis“ lebe, und auch arbeite, kann ich mich nicht beklagen. Hin und wieder gibt es zwar gewisse Vorfälle, die verschwiegen werden, weil sie so minimal sind, das es niemanden etwas angeht, aber alles in allem… kann ich nicht klagen. Der „perfekte Kreis“ wurde von Überlebenden zusammen gestellt. Leute, wie du, und ich. Ein Großteil derer war vom Militär. Haben über den Notrufkanal gesendet. Nach und nach, haben sich mehr angeschlossen. Seit einiger Zeit werden „speziell ausgebildete“ geschickt, um die Gegend um den „perfekten Kreis“ zu erkunden, und andere Überlebende mit in den „perfekten Kreis“ zu bringen. Vielleicht fällt das nur mir auf, aber ich sage ziemlich oft „perfekter Kreis“, kann das sein?“ Ich muss lachen. Der Kerl ist lustig.

„Mein Name ist Rex. Und wie heißt du?“ Skeptisch mustere ich ihn. „Rex? Wie der Hund?“ „Nein. Das ist mein „neuer“ Name. Kennst du das Sprichwort „Neues Leben, neuer Name!“? Das findet sich hier. Also?“ Ich zucke mit den Schultern. „Ich hab keinen. Frag mich das einfach noch mal, wenn ich mich im „perfekten Kreis“ eingelebt habe, okay?“, erwidere ich ihm, und er nickt. „Ich werde drauf zurück kommen. Versprochen.“, meint er. Ein Zwinkern folgt. „Das kommt mir wie eine Drohung vor. Oder… bilde ich mir das ein?“

Da mein Zeitgefühl ziemlich kaputt ist, kommt mir die Busfahrt auch länger vor. Ich sitze am Fenster, neben „Rex“, und habe den „perfekten“ Blick auf die zerstörte „Landschaft“, außerhalb des Fensters. Kaputte Häuser, verdorrte Wiesen, und Autos, die verstreut, in größeren Teilen auf den Seitenstraßen liegen. Vereinzelt auch „Zombies“.

Eine ganze Horde von Untoten, wirft sich auf eine Kuh, die verletzt auf einer Wiese liegt. Verbeißen ihren Kiefer in Kopf, Nacken, und Bauchgegend. Reißen große Stücke heraus. Blut spritzt. Genüsslich kauen sie. Der Bus, der an ihnen vorbei fährt, scheint sie gar nicht zu stören. Es kommt mir so vor, wie als wäre die Erde nun die Welt der Untoten, und die Menschen seien nur Bonusmaterial.

„Hey? Fräulein ‚Frag mich noch einmal nach meinem Namen, wenn ich mich im „perfekten Kreis“ eingelebt habe…‘? Was siehst du so verstört nach draußen?“

Oh. Rex habe ich ganz vergessen. Besorgt guckt dieser mich an. Hat er auch so eine versteckte Ahnung, wie ich sie habe? Die Ahnung, das „der perfekte Kreis“ vielleicht doch nicht allzu „perfekt“ ist?

„Auf der Wiese, linke Seite. Die Kuh. Und die Untoten. Verstehst du, was ich meine?“ Er beugt sich über mich, um außen etwas sehen zu können. „Was meinst du denn?“, fragt er nach einer Weile. Einer Weile, in der wir schon längst an der Wiese vorbei gefahren sind.

„Egal. Ich glaube, ich bilde mir nur zu viel auf einen Gedanken ein. Ist schon okay. Das wird sich mit der Zeit zeigen. Wie lange dauert die Fahrt noch? Ich müsste langsam aufs Klo…“

Ehe Rex mir antworten kann, dringt eine Stimme durch den Bus. „Alle hergehört! In ca. fünf Minuten treffen wir im „perfekten Kreis“ ein. Im Empfangszentrum werdet ihr erwartet. Nach den Untersuchungen, geht es ins „Haus der Neulinge“, in welchem ihr die ersten Tage nächtigen werdet, bis ihr in eine Familie, oder ein eigenes zu Hause eingefügt werdet. Hab Geduld, alles wird sich zum Guten wenden.“ Diese Worte glaubt er doch selbst nicht.

„Ich hoffe, du findest hier etwas, woran du festhalten kannst. Viel Glück.“, verabschiedet mich Rex, und reicht mir die Hand. „Pass auf dich auf. Die Untoten kennen keine Gnade.“ Um Rex wäre es schade, da Rex wirklich für die eine „gerechtere Welt“ kämpft. Soweit das zumindest noch möglich ist.

Insgesamt sind es dreizehn Leute. Mit „meinen“ sieben. In einer Reihe, fast wie im Kindergarten, werden wir von zwei Schutzhelm-Typen in ein relativ neues Haus geleitet. In einer dunklen, blauen Schrift, steht auf einem, über dem Eingang gespannten Bettlaken „Empfangszentrum“.

„Na, wie heißt du, Kleine?“ Nach ewig langem Warten, auf einem Plastikstuhl, steht vor mir nun eine junge Frau. Blonde Haare. Kurz. Eine Brille. Blaue Augen. Ein „Arztkittel“.

„Kleine? Ich bin 17. Da ist nichts mehr „klein“. Ich habe gehört, es ist egal, wie man hier heißt. „Neues Leben, neuer Name!“ Von daher. Egal. Geboren wurde ich am 24.06.1994, bin weiblich, wie man vielleicht sieht, und… meine eigentliche Haarfarbe ist braun. Augenfarbe braun-grün. 1,66 m groß. Schwer… weiß ich nicht. Reicht das? Kann ich dann endlich gehen? Ich bin müde.“

Die „Ärztin“ sieht mich an. „Ist in Ordnung. Du müsstest nur kurz auf die anderen warten, denn mit denen wirst du ins „Haus der Neulinge“ gebracht. Hier, damit kannst du dir die Zeit vertreiben.“ Mir wird ein kleiner, abgegriffener Zettel in die Hand gedrückt.

ANGEBOTE


Mathematik/Physik/Chemie
Jeden Tag, ab 8 Uhr; bei Carolin und Achmed;
im Empfangszentrum; Raum 120 und 128

Deutsch/Englisch/Französisch
Jeden Tag; ab 8 Uhr; bei Sandra und Melanie;
im Empfangszentrum; Raum 121

Erdkunde/Biologie/Geschichte
Jeden Tag, ab 8 Uhr; bei Markus und Sabine;
im Empfangszentrum; Raum 127

Computerwesen (Theorie)
Jeden Tag, ab 11 Uhr; bei Thorsten und Bernd;
im Empfangszentrum; Raum 130

Religion
Jeden Tag, ab 11 Uhr; bei Ingrid und Heinz; im Empfangszentrum; Raum 122

Kunst/Werken
Jeden Tag, ab 11 Uhr; bei Daniela und Regina;
im Empfangszentrum; Raum 123

Musik
Jeden Tag, ab 11 Uhr; bei Steffen und Peter;
Im Empfangszentrum; Raum 125

Kochen
Jeden Tag, ab 10 Uhr; bei Maria und Elke;
im Empfangszentrum; Raum 126 (Theorie),
Lagerhalle AB (Praktisch)

Waffenausbildung
Jeden Tag, ab 10 Uhr; bei John, Lukas, Michael;
Im Empfangszentrum; Lagerhalle BC

Sollten wir euer Interesse geweckt haben, meldet euch rechtzeitig, bis Anfang August, bei einem der genannten „Lehrer“ an. Oder bei den Ratsmitgliedern.

Helft uns, ein normales Leben zu gestalten!

Wir freuen uns auf euch!

Liebe Grüße, bis dann.




Gegenüber von mir, geht eine Tür auf. Eine große Tür. Schwarz, mit einem goldenen Ring, zum Anklopfen. Heraus kommen ziemlich viele Menschen. Starren Blickes beobachte ich sie. Ich kenne manche! Enthusiastisch springe ich auf. Renne zu diesen hin.

„Hey! Du… bist da.“ Es sind ehemalige Klassenkameradinnen von mir. „Wispi, komm mal!“, ruft das Mädchen, mit den blonden Haaren, welches ich gerade umarme. Obwohl ich in solchen Fällen selten weine, weine ich diesmal zu viel.

Wer ist Wispi? Oh. SIE ist Wispi. Meine Freundin, die ich seit der 1. Klasse kenne. Geschockt glubscht sie mich an. „Du… lebst ja!“, schreit sie mir entgegen. Danach kann ich mich nicht vor ihrer Umarmung retten.

„Scheint so. Noch, zumindest.“, presse ich hervor, da sie mich ziemlich würgt. „Wie hast du das überlebt?“, will sie von mir wissen. Ich zucke mit den Schultern. „Mehr Glück, als Verstand.“, scherze ich. Für eine Weile sehen wir uns einfach nur an.

„Öhm, Wispi? Was waren das für Leute, die da aus der Tür rausgekommen sind?“ „Der Rat. Ratsmitglieder. Leute, die über den „perfekten Kreis“ entscheiden. Die sich Sorgen machen, wenn das Wasser mal nicht funktioniert, oder die Schutzhelm-Typen nicht zur angegebenen Zeit zurück kommen. Wieso?“

Soll ich ihr meine Ängste bezüglich des „perfekten Kreises“ mitteilen? Oder soll ich schweigen? „Weil, na ja. Auf der Herfahrt… hab ich etwas bemerkt. Was uns vielleicht irgendwann in der Zukunft in Schwierigkeiten bringen könnte. Magst du´s hören?“

„Wispi, darf ich dir dieses Mädchen entführen? Wir wollen aufbrechen, zum „Haus der Neulinge“.“ Es ist Rex. Wispi lacht nur. „Passt schon, Rex. Sie ist eine gute Freundin von mir. Ich werde sie bei mir aufnehmen. Ihr könnt losfahren. Melde dich, wenn ihr zurück seit, wieder bei Vally. Bis dahin… sehen wir uns morgen, um 10 Uhr. Wie immer halt.“ Rex nickt.

„So. Jetzt haben wir das erledigt. Was wolltest du mir erzählen?“ Anscheinend hat Wispi in dem ganzen eine wichtige Rolle. „Es geht um Lücken, im „perfekten Kreis“. WAS passiert zum Beispiel, wenn Untote Tiere infizieren? Könnte uns das gefährlich werden? Habt ihr darüber schon mal nachgedacht?“ „Da musst du mit John reden. Der läuft da vorne.“."


Da schreib ich mir doch wirklich, mein Ende selber.
Bzw. mein Weltuntergangsende.
Das kann ich wenigstens beeinflussen, und auch dementsprechend auslachen, wenn meine Fantasie mit mir durchgeht. 

Wenn ich mir jetzt überlege, das erst 15:57 Uhr ist...
hässlich.
Gut, in die Schule mag ich auch nicht, aber da... ist wenigstens Ablenkung:D
Doch hier...
maaaaan.

Im Moment überrennt mich wieder das Gefühl, das ich hier in meinem Zimmerchen ersticke.
Nicht so gut.
Mindestens, genauso, wie das Wetter.
Sonst könnte ich Jochen, Mathilde, und Nepomuk besuchen.
Hm.
Blöd.

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