Freitag, 21. Januar 2011

Ein perfekter Kreis - 5. Kapitel: Gemeindeessen.

"John hat nicht zu viel versprochen. Eine große Halle. Viele Große Tische. Mindestens genauso viele Menschen, wenn nicht noch – aus Logik schon – mehr.

„Maybe, schön, das du es geschafft hast. Such dir einen Platz, und Essen… Lass es dir reichen. Angefangen, mit einer Semmel.“ Jetzt lächelt er schon zum dritten Mal (oder so. Zählen ist nicht meine Stärke). Langsam macht´s mir aber Angst.

„Maybe, hier her!“ Wispi lotst mich auf einen Platz nicht so weit weg von John. „Salami?“ Wispi reicht mir eine Wurstplatte. „Alles, bitte.“, erwidere ich. Folgend erhalte ich auch „alles“. Verschiedene Art von Wurst, Käse, irgendeine „Butter“, und sogar Nudeln, und irgendeine „Todessoße“.

Wispi beugt sich zu mir nach drüben. „Also, dann erzähl mal…“ Mitten im Satz stoppt Wispi. „Ich sitze an einem reichlich, mit ESSEN gedeckten Tisch, in einer virusUNverseuchten Zone, esse mit Wispi, und July – die hier sicher irgendwo ist – zu Abedn, kann nebenbei einen Typen beobachten, der „John“ heißt, und jetzt plötzlich eine Freundin hat… ja. Willst du noch etwas von mir wissen?“ Es tut so gut, sich mit Essen vollzustopfen.

„Nein, eigentlich nicht. Vergangenheiten sind hier nicht so große Gesprächsthemen… interessiert es dich vielleicht, wieso „John“ plötzlich eine „Maria“ am Start hat?“ Energisch schüttle ich den Kopf. „Nein, eigentlich nicht. Ich nehme es einfach so hin, hinterfrage es nicht, und… ja.“

„Wolltest du nicht wissen, wie & was es mit dem „perfekten Kreis“ so auf sich hat?“ Sie lässt eine Kunstpause, damit sie in ihre Semmel mit Schinken beißen kann, kauen, und schlucken.

„In den „perfekten“ Kreis“, kam ich vor knappen fünf Monaten. Alles war frisch, noch am Aufbau, und am ein oder anderen Tag, kamen sogar „Zom-bies“, durch die mehr oder minder schlecht bewachten Sperren in den Kreis. John war schon da. Zusammen mit Lukas, und Michael. Eines Tages, brachte das Schutzhelm-Kommando einen fast gar nicht zu überblickenden Haufen von überlebenden Menschen. Darunter ein alter, schwacher Mann. Herzprobleme. Er ist gestorben, und… ehe ihn wir begraben konnte, wollte er unsere „Bewohner“ angreifen. Darunter, die frisch eingetroffene „Maria“. John hat ihr das Leben gerettet… oh, das wolltest du ja gar nicht wissen. Zu spät.“ Sie grinst schelmisch.

„Und in manchen Kulturen glauben sie, wenn du einem das Leben rettest, bindet dich das ein Leben lang an ihn. Gefällt´s dir hier?“, erklärt mir eine Stimme lachend. Überrascht drehe ich mich um. Es ist Rex, der ganze ohne Militärkleidung vor mir steht.

„Ja, du… das du der Bruder von Maria bist, ist immer noch ziemlich… betiteln wir es mit „unglaubwürdig“. Hilfst du jetzt eigentlich bei der Waffenausbildung aus? Würde mich freuen. Dann hätte ich noch einen Menschen, in diesem „perfekten Kreis“, mit dem ich reden kann, ohne mir dämlich vorzukommen.“ Herausfordernd sehe ich ihn an.

„Hab ich noch nicht mit John ausgemacht. JOHN? Wie schaut´s denn aus, wegen der Waffenausbildung? Erlaubst du mir jetzt, auszuhelfen? Maybe würde sich freuen.“

John guckt zu uns nach drüben, wie als wäre einer von uns ein „Zom-bie“. „Maybe, ist das dein Ernst?“, frägt er. „Ja, klar.“, erwidere ich. John steht auf, winkt mich zu sich. „Wir müssen kurz reden, Maybe. Folgst du mir auf eine Unterhaltung, aufs stillgelegte Klo?“

Maria scheint wütend zu sein. Mit einem einzigen Blick zu ihr, ändern sich ihre Gesichtszüge.

Wie bei den ehemaligen Filmen, die einst im Fernsehen, oder in den Kinos liefen, steckt sich John seinen Revolver hinten in die Jeans. Er bemerkt, das ich ihm zusehe. „Für den Fall, der Fälle.“, erläutert er mir, und zeigt auf eine Tür.

Hinter der Tür befindet sich gar kein Klo. Eher ein Sofa. Ohne Aufforderung pflanze ich mich auf das Sofa. John nimmt den Platz neben mir ein. Wieder zündet er sich eine Kippe an.

„Was läuft da zwischen dir, und „Rex“?“, platzt es aus ihm heraus. Da diese Frage so äußerst absurd ist, lache ich erstmal gefühlte drei Minuten, bis mich John mit einem lauten „Chrm, chrm!“ zum Schweigen bringt.

„Ich habe dir nicht zu verstehen gegeben, das meine Frage auf einem Witz aufgebaut war. Ich hoffe, das ist dir klar. Und nun erwarte ich eine wahre Antwort, sonst…“, folgt weiter von ihm. „Sonst beschließt du, mich zu fesseln, und zu züchtigen, schon klar. Zwischen mir, und „Rex“, läuft gar nichts. Obwohl… sozusagen, hat er mir das Leben gerettet. Alles klar? Alles klar. Außerdem würde ich es sehr bevorzugen, wenn du „Rex“ einfach „einstellst“, wir weiter intensiv an meiner „Ausbildung“ arbeiten, und uns für einen vielleicht „zweiten Untergang“ rüsten.“

Erwartungsvoll sehe ich ihn an, und klatsche in die die Hände. Knirschig sieht er zurück. „Na gut… Ich sag´s ihm gleich. Morgen, gleiche Zeit, gleicher Ort. Wenn du krank werden solltest… UNTERSTEH DICH!“

Das war „Drohung“ genug für heute. Ehe John irgendwie versuchsweise weiter etwas sagen kann, bin ich schon zu Wispi zurück gehuscht, welche mittlerweile ihr Essen abgeschlossen hat, und völlig unauffällig die „perfekter Kreis“-Bewohner beobachtet.

„Maybe! Schön, das du zurück bist. Ich hatte schon, begründete Angst, John – Hey, John! – würde dich fesseln, und züchtigen. Hat er jetzt ja doch nicht. Bzw. noch nicht… was guckst du so komisch?“

Im Grunde, habe ich Wispi kaum zugehört. Meine Augen haben auf John geruht, der sich Rex gegenüber extrem merkwürdig verhält. „Ach… John… hat der zufällig was gegen Rex?“, murmle ich vor mich hin, und lasse John nicht aus meinem Blickwinkel. Seltsam oft, wendet er sich von Maria ab – die mit ihm redet – und sieht zu Wispi & mir.

„John, und Rex. Ja, die beiden… können sich nicht leiden. Rex, als älterer Bruder von Maria, fühlt sich dazu verpflichtet, auf Maria aufzupassen, und John als ihr Freund ebenfalls. Rex findet John als Freund für seine Schwester scheiße, und John Rex als Bruder für seine Freundin unpassend. Die Chemie der beiden hat noch nie gestimmt. Maria zuliebe, reißen sie sie sich zusammen, doch wenn sie alleine sind, würden sie sich am liebsten gegenseitig umlegen. Das Einzige, was sie davon abhält, ist die wissende Tatsache, das dies ein Fehler wäre, weil sie damit nur dem Kreis schaden würden.“

Ich glaube, in den letzten Wochen, habe ich noch nie so etwas interessantes gehört, wie eben das. „Aha, aha. Meinst du, dagegen kann man was machen?“ In meinem Hirn spinnt sich ein übler, fast unausführbarer Plan zusammen.

„Bekomm ich die Wohnungsschlüssel? Ich hab da gestern in der Nacht Block & Stift gesehen. Ich habe nämlich eine Idee!“ Enthusiastisch springe ich vom Stuhl auf, entreiße Wispi – die in ihrer Hand klirrenden – Schlüssel, und rase davon, hinaus in die Dunkelheit.

Klug wie ich bin, hätte ich Wispi zuvor nach dem Weg fragen sollen, da ich jetzt völlig überfragt bin, wo es lang geht. Negativ dazu äußert sich mir auch der Gedanke, das ich verfolgt werde, da meine Schritte zu hallen scheinen.

Ohne Vorwarnung drehe ich mich um, und stoße unerwartet mit einer in schwarz gekleideten Person zusammen. „Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Sogar im „perfekten Kreis“, lauern sie mir auf, und wollen mich vergewaltigen! Tun sie´s bitte nicht, ich will die Apokalypse überleben! Bitte! Ich bin noch so jung, hab mein Leben noch vor mir. BITTE!“, sabble ich vor mich hink, nur um Zeit zu schinden.

Zwei Hände packen meine Handgelenke mit festem Griff, und ziehen sie an die Brust des Gegenübers. „Ich will dich weder vergewaltigen, töten, noch sonst etwas, mit dir tun. Atme tief durch, und dann schau mich an! Maybe, ich bin´s doch nur! Hey! MAYBE!!!“

Zitternd wimmere ich vor mich hin, und sacke zusammen. „Man ist nirgendswo mehr sicher. Überall lauern sie, wollen meine Seele, und dann… oh Gott.“ Mein „unheimlicher Angreifer“, nimmt mich in den Arm, und flüstert mir beruhigende Worte zu. Wir sitzen am Asphalt, unter einer schwach beleuchteten Laterne, und ich komme mir so vor, wie als würde hinter mir eine Flamme lodern, und bedrohlich auf uns zu schwenken.

„Hey, was machst du da mit dem Mädchen?“ Ein heller Lichtstrahl, trifft mich mitten im Gesicht. „Oh, du bist´s. Entschuldige.“ Der Typ mit der Knarre läuft weiter.

„John? Was machst du da unten am Boden?“ Ja, John wollte mich (jetzt doch nicht) töten. „Sitzen.“, erwidert er lachend. Über Maria braut sich eine Todeswolke zusammen. Sie macht am Absatz kehrt, und stiefelt in die Nacht hinein.

Der neben mir macht keine Anstalten, sich zu bewegen. „Willst du ihr nicht hinterher?“, frage ich, und er schüttelt den Kopf. „Du brauchst mich JETZT mehr. Soll ich dich „nach Hause“ bringen Den wenig findest du nicht selbst, oder?“ Er lacht, und ich gucke „böse“. „Mit dir sicher, John. Vielen Dank.“ "

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